Fischpiraten by Jack London

Fischpiraten by Jack London

Autor:Jack London
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-02-02T23:00:00+00:00


Charleys »Coup«

In dieser Geschichte will ich von jener Unternehmung berichten, die zwar allen den meisten Stoff zum Lachen bot, die aber gleichzeitig auch unser gefährlichstes Abenteuer bei der Fischereischutzpatrouille war. Es gelang uns dabei, auf einen Schlag genau zwanzig wütende Fischer im Schlepp in Arrest zu bringen. Charley nannte es seinen »Coup«. Das Wort hatte er wohl von Neil Partington aufgeschnappt; aber ich bin sicher, daß er die Bedeutung dieses Wortes gar nicht kannte und glaubte, es hieße soviel wie »Fang« oder »Beute«. Der Fischer werden es bestimmt ihr eigenes Waterloo genannt haben. Denn es war der härteste Schlag, den sie je von uns einstecken mußten, seit sie damit begonnen hatten, die Patrouillenleute in aller Öffentlichkeit damit herauszufordern, daß sie die Fischereischutzbestimmungen mißachteten.

Während der gesetzlich zugelassenen Fangsaison war es den Fischern erlaubt, soviel Lachs zu fangen, wie das Glück ihnen bescherte und soviel ihre Boote fassen konnten. Allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: Von Sonnenuntergang am Sonnabendabend bis zum Sonnenaufgang am Montagmorgen war das Fischen verboten. Diese sehr vorsorgliche Anordnung der Fischereibehörde war nötig, um wenigstens einer Anzahl Lachsen zur Laichzeit die Gelegenheit zu lassen, den Fluß hinaufzusteigen und dort abzulaichen. Dieses Gesetz war bisher auch bis auf ganz wenige Übertretungen von allen griechischen Fischern respektiert worden, die ihren Lachsfang entweder an Konservenfabriken oder auf dem Markt zu verkaufen pflegten.

Eines Sonntagmorgens wurde Charley von einem Freund aus Collinsville angerufen, der ihm berichtete, daß sämtliche Fischer mit ihren Netzen draußen wären. Charley und ich eilten sofort zu unserem Boot und liefen aus, um uns an Ort und Stelle selbst davon zu überzeugen. Mit leichtem achterlichem Wind segelten wir durch die Carquinez-Straße, überquerten die Suisun-Bay, passierten das Feuer von Ship Island und stießen dann tatsächlich auf die ganze Flotte, die eifrig bei der Arbeit war.

Doch ich will zuerst die Methode beschreiben, nach der sie zu arbeiten pflegten. Die von den Fischern benutzten Netze heißen Kiemennetze. Sie haben einfache rautenförmige Maschen, die mindestens 19 cm von Knoten zu Knoten messen müssen. Die Netze sind für gewöhnlich 150 bis 200 m, manchmal aber auch bis zu 250 m lang, doch stets nur einen halben bis einen Meter breit. Sie werden nicht fest ausgelegt, sondern treiben mit der Strömung; ihre Oberkante wird von Korkschwimmern an der Wasseroberfläche gehalten, die Unterkante von Bleigewichten abgesenkt.

Auf diese Weise senkrecht in der Strömung gehalten, versperren die Netze allen größeren Fischen den Weg, so daß es nur den kleineren gelingt, den Fluß hinaufzuschwimmen. Da Lachse die Eigentümlichkeit haben, dicht unter der Wasseroberfläche dahinzuziehen, stoßen sie dabei mit dem Kopf durch das Netz, können aber nicht hindurchkommen, weil ihr Körperumfang für diese Maschen viel zu groß ist; und zurück können sie auch nicht mehr, weil sich dabei die Kiemen in den Maschen verfangen. Um ein so großes Netz auszulegen, sind stets zwei Fischer erforderlich: einer, der das Boot rudert, während ein anderer im Heck steht und das Netz sorgfältig nach und nach ins Wasser gleiten läßt. Sobald die ganze Länge quer über den Strom ausgelegt ist, belegen die Männer ein Ende des Netzes an ihrem Boot und lassen sich langsam mit ihm zusammen von der Strömung treiben.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.